TUI Suisse: «Menschen wollen und werden reisen»
Der per 1. März dieses Jahres angetretene neue CEO der TUI Suisse und Nachfolger von Martin Wittwer, Philipp von Czapiewski, hat sechs schwierige Monate hinter sich. Seit seinem Antritt steht die Reisewelt praktisch still.
Dies hatte auch für die TUI Suisse Folgen: 70 der 468 Angestellten wurden entlassen und 8 der 62 Filialen werden oder wurden bereits geschlossen. Zudem wird der Standort von Cruisetour an der General-Wille-Strasse in Zürich aufgegeben und die Tätigkeiten aufgeteilt. Backoffice und Operating sind neu am Hauptsitz und der Cruisetour-Verkauf erfolgt neu an der Augustinergasse in Zürich, am Standort der Airtours-Filiale.
Der Chef der TUI Suisse zieht anlässlich eines Media-Breakfast am Zürcher Hauptsitz an der Friesenbergstrasse eine erste Zwischenbilanz und schaut zurück auf seinen turbulenten Start bei der Schweizer TUI-Tochter und gibt einen Ausblick auf die Zukunft.
Als der Hannoveraner im März den Posten übernahm, sah das bisherige Geschäftsjahr noch äusserst gut aus. «Der Januar und Februar waren sehr stark, was uns auch jetzt noch hilft», meint von Czapiewski. Mitte März kam der Lockdown, das Programm musste ausgesetzt werden und die Gäste wurden aus den Ferienorten nach Hause geholt. «Es ging plötzlich nichts mehr.» Es folgten Kurzarbeit und ein Kostensenkungsprogramm. Erst Mitte Juni konnte mit dem sogenannten «Restart», in dem sich die TUI Suisse laut von Czapiewski noch immer befindet, «auf noch kleinem Niveau» hochgefahren werden.
Ein Sommer des Schreckens
Die (Zwischen)Bilanz für den Sommer 2020 fällt dementsprechend heftig aus: «Der Umsatzrückgang gegenüber dem letzten Sommersaison liegt bei 80%, die Mittelstrecke ist eingeschränkt möglich, die Fernstrecke praktisch gar nicht. Auch bei den Kreuzfahrten ist nur sehr wenig möglich.»
Ein positiver Trend sei bei den Selbstfahrerreisen auszumachen, doch dies falle nur wenig ins Gewicht. Für das Gesamtjahr erwartet der TUI Suisse-Chef zwar kein Minus um 80%, aber «viel besser wird es kaum noch werden». Das Resumée des Sommers ist klar: «Es ist die grösste Krise für die Reisebranche und die TUI.»
Auf die Frage, wie er denn den Problemen der kleinen Reisebüros und den Entscheiden des Bundes gegenübersteht, meint er: «Ich kann die Probleme und Sorgen sehr gut verstehen. Die TUI steht hinter den vom Schweizer Reiseverband (SRV) gestellten Forderungen an den Bund.»
Was wurde denn diesen Sommer überhaupt gebucht?
Die Topziele der TUI Suisse waren Kreta, Antalya und Mallorca. Es dominierten sehr kurzfristige Buchungen. Die Buchungslage im Herbst sehe ähnlich aus. Die Griechischen Inseln, Südtürkei und die Kanaren liegen da vorn. Auch im Herbst werde hauptsächlich kurzfristig gebucht.
Eine Prognose für den Winter abzugeben, sei noch zu früh, meint von Czapiewski. «Die Kreuzfahrten können im Herbst auf ausgewählten Routen wieder stattfinden.» Der Fokus liege da auf Europa und Mittelmeerregionen. Für den Winter stehen Fly+Cruise-Angebote in den Emiraten und der Karibik im Fokus und für nächsten Sommer gäbe es bereits viele attraktive Frühbucherrabatte mit Fokus auf Europa und Nordeuropa. Im Moment seien bei der TUI Group 150 der 400 eigenen Hotels wieder geöffnet. Im Juli wurde das TUI Blu Montafon neu eröffnet und im nächsten Jahr folgen der neue Robinson-Club auf Zypern und das TUI Blue Sylt.
Wichtige Learnings, die das Unternehmen vorantreiben werden
Trotz der Krise zeigt sich Philipp von Czapiewski mehrheitlich optimistisch. Er spricht davon, dass die Corona-Pandemie auch zu vielen Learnings geführt habe, die das Unternehmen in Zukunft vorantreiben würde. Dazu gehören die schnelle Umstellung der Prozesse, die Flexibilität bei Umbuchungen und die rasche Installation von Schutz- und Hygienemassnahmen. Dennoch glaubt auch er nicht an eine schnelle Stabilisierung der Lage. «Es wird noch mehrere Jahre dauern bis wieder Normalität herrscht.» Doch trotz der gewaltigen Herausforderung sei die TUI Suisse gut aufgestellt.
Ein immens wichtiges Thema im Vertrieb sei die Verknüpfung zwischen Online- und Offlinegeschäft. Die sogenannte Omni-Channel-Strategie werde bei der TUI Suisse stetig verbessert. Die digitale Beratung dränge sich immer mehr auf und in 20 Filialen werden Kunden bereits per Video-Chat beraten. Der neue Shopfinder unterstütze zudem die Online-Präsenz der Schweizer TUI-Filialen und die TUI-App begleitet den Kunden vor, während und nach der Reise.
Eine weitere Neuerung, die den Kunden erwartet ist der Reiseschutz «Covid Protect». Die Versicherung ist für alle TUI-Gäste, die bis Ende 2020 in die Ferien reisen und greift nicht nur für Neubuchungen, sondern auch für Gäste, die ihre Ferien bereits gebucht haben. Mit dem neuen Schutz biete man den Kunden die Gewähr, dass ihnen während der Ferien im Regelfall keine zusätzlichen Kosten im Zusammenhang mit Covid-19 entstehen, die durch eine reguläre Reisekrankenversicherung nicht abgedeckt seien. Dei Einführung sei bei der TUI Suisse für September geplant.
«Reisen verändert sich, doch die Menschen wollen und werden reisen», meint Philipp von Czapiewski zum Abschluss seiner 40-minütigen Rede. Die TUI Suisse sei gewappnet und biete ihren Kunden Sicherheit, Flexibilität und aussergewöhnliche Reiseerlebnisse.
Quelle: aboutTravel