Innovationstagen diskutierte die Digital-Industrie
Bei den diesjährigen VIR Online Innovationstagen, für die die ITB Berlin auch 2019 wieder als Gastgeber im Marshall-Haus der Messe Berlin fungierte, ging es um Themen, die der Branche buchstäblich unter den Nägeln brennen. Den ersten Tag der Veranstaltung prägte das Thema Innovation. Angesichts der rasant wachsenden Konkurrenz im In- und Ausland – insbesondere aus Asien – sind die Unternehmen der Digital-Touristik unter Zugzwang, sich schnell weiterzuentwickeln.
Inspiration lieferte erneut der jährliche Sprungbrett-Wettbewerb, bei dem sich Newcomer aus der Branche um die Gunst der Fachjury bemühten. Insgesamt sechs von 32 Anwärtern hatten die Chance, sich in kurzen Pitches zu präsentieren. Das Rennen in diesem Jahr machte das Unternehmen PinCamp des erfahrenen Entrepreneurs Uwe Frers. Sein neuestes Start-Up soll den fragmentierten Markt der Camping-Plätze maßgeblich leichter online buchbar machen. Eine Besonderheit der Verleihung: Frers teilt einen großen Part des Gewinnerpakets mit dem Zweitplatzierten, Motourismo. Das Portal spezialisiert sich auf Motorradreisen, für die Kunden bereit sind, ähnlich hohe Preise zu bezahlen wie etwa für Kreuzfahrten.
Das Thema Innovativität am Auftakt-Tag der VIR Online Innovationstage war nicht auf die Newcomer begrenzt. Bei einem Expertenpanel diskutierten Kapitalgeber darüber, auf was Start-Ups bei der Suche nach Investoren achten sollten. Auch die Seite der Geldgeber wurde unter die Lupe genommen: Investition und Capital Venture spielen für die Digital-Touristik eine bedeutende Rolle. Die Beteiligung an aufstrebenden Newcomern gilt als eine der besten Möglichkeiten, sich im wettbewerbsintensiven Markt langfristig zu behaupten. Abgerundet wurde der erste Tag traditionell von der Award Night, die erneut Wirecard sponserte und bei der die Teilnehmer bis nach Mitternacht netzwerkten, um das Gehörte zu erörtern und zu vertiefen.
Tag zwei war geprägt von der Debatte über Nachhaltigkeit. Dass die Teilnehmer bei einer Rekordtemperatur von rund 36 Grad schwitzten, befeuerte nur das Gefühl der Dringlichkeit, auf die Fridays for Future und Greta Thunberg kontinuierlich pochen. Die Keynote hielt Prof. Dr. Michael Braungart von der Erasmus Universität in Rotterdam. Er polarisierte die Diskussion, indem er viele klassische Appelle wie die zur CO2-Einsparung über Bord warf, und warb für das Konzept von „Cradle to Cradle“, demnach es vor allem darauf ankomme, Warengüter und Rohstoffe wieder in den Kreislauf des natürlichen Ursprungs bzw. in ihre Wiederverwendung zu bringen, anstatt Konsum zu vermeiden.
Viele Praxisbeispiele auf lokaler Ebene lieferte Hannes Lichtenmannegger vom ersten klimapositiven Berghotel Rehlegg in Bayern. Er präsentierte zahlreiche Best Samples wie den Kauf „des ganzen Tiers“, auch wenn dies bedeute, dass er den Ochsen schon einmal zweieinhalb Jahre vor Lieferung beim Bauern ordern müsse. Abgerundet wurde der Thementag von Paneldiskussionen. So moderierte die CSR-Beauftragte der ITB Berlin, Rika Jean-Francois, eine interessante Diskussion bei der wichtige Akteure des nachhaltigen Tourismus, wie Petra Thomas von forum anders reisen e.V., Prof. Dr. Edgar Kreilkamp vom Projekt Green Travel Transformation, Franziska Tritscher von der TUI und Hannes Schleicher von Chamäleon Reisen zu Wort kamen und betonten, dass sozial verantwortliches, nachhaltiges Denken eine unabdingbare Notwendigkeit für die Zukunft des Reisens sei. Auch die Online-Branche müsse dringend dahingehend sensibilisiert werden.
Die andere Paneldiskussion umfasste eine hochkarätige Runde aus der Hotellerie, u.a. mit Vertretern von Greensign, Scandic Hotels sowie der Beratungsgesellschaft Klimapatenschaft.
Neben Overtourism ist Nachhaltigkeit ein Thema, so waren sich viele Gäste der VIR Tagung einig, das in den kommenden Jahren weder von der Agenda der ITB noch von der der Online Innovationstage verschwinden wird. Die Frage ist allenfalls: Wie geht die Branche in naher Zukunft mit der immensen Bedrohung um?
Quelle: http://newsroom.itb-berlin.de