Santísima Trinidad. Kubas unsichtbare Seele

28 November 2014 8:55pm
Santísima Trinidad. Kubas unsichtbare Seele

Trinidad ist eine in der Zeit verweilende Stadt. Ihre mit Kopf- und Flussstein gepflasterten Straßen, ihre Bürgersteige mit Ziegelsteinen und Steinplatten, ihr ursprünglich rechtwinkliger Grundriss, der sich mit dem im Laufe der Zeit angesammelten unregelmäßigen Stadtgefüge vereint, vermitteln das Gefühl eines charmanten Chaos, das jeden sofort für sie einnimmt.

Auf einer Art Hügel gelegen, von Bergen umgeben und nahe dem Meer, offenbart sie die Weite von Tälern wie Los Ingenios, das in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum größten Standort der Zuckerproduktion der Region wurde. Der Prunk und die Vermögensanhäufung einer aufkommenden Zucker-Aristokratie, die stolz auf ihre Stadt war, begünstigten nicht nur die Errichtung von bedeutenden Zuckerrohrplantagen und Zuckermühlen einschließlich ihrer Villen, sondern auch die Herausbildung eines ganz besonderen städtebaulichen Stils, der sein repräsentativstes architektonisches Erbe fast unversehrt bewahrt.

Das von Christoph Kolumbus während seiner zweiten Reise in die Karibik im Jahre 1494 gesichtete Gebiet wurde den Königen von Spanien im Jahr 1513 von Diego Velázquez als ein Territorium mit „großen Flüssen, Bächen und Goldminen“ beschriebenen.

Das Gebiet von Trinidad war bis hin zur Bucht von Jagua von indigenen Gruppen bewohnt, die von den spanischen Eroberern in ihrer zwanghaften Suche nach Gold versklavt wurden, als sie im Jahr 1514 an den Ufern des Flusses Arimao die ursprüngliche Siedlung anlegten. Ein Jahr später erhielt La Santísima Trinidad ihren endgültigen Standort, wo man Weihnachten 1513 mit dem Kaziken Manatiguahuraguana verbrachte.

Mit der Ausweitung des so genannten Prozesses der Eroberung und Kolonisierung auf andere lateinamerikanische Länder litt Trinidad immer wieder unter Entvölkerung. Aber allen Gefahren, einschließlich der Absicht, sie an einen anderen Ort zu verlegen oder sie mit der nahe gelegenen Stadt Espíritu Santo zu verschmelzen, entkam diese Stadt unversehrt, die uns wie keine andere in Kuba eine Reise in die Vergangenheit bietet.

Die architektonischen Besonderheiten von Trinidad, die Begehbarkeit ihrer ältesten Straßen als Fußgängerbereich, ihre reichliche Verbindung mit der Natur, das Überleben ihrer Traditionen im Töpferhandwerk, im Tabak- und Zuckerrohranbau, bei der Anfertigung kostbarer Stickereien und Näharbeiten und in der Kunst des Korbflechtens ... machen die Stadt heute zu einem Anziehungspunkt für Besucher aus aller Welt.

Von dem bekannten Forscher Gerardo Castellanos als „eminent kubanische“ Stadt bezeichnet, definierte sich Trinidad, trotz gewisser Kreuzungen seiner Siedler im Verlaufe von 500 Jahren, in ihrer Entwicklung auch dadurch, eine Art Aussichtsturm für die strategische Wacht zu bilden. So verteidigte sie sich gegen die Belagerung von am Horizont auftauchenden Korsaren und Piraten und verzeichnete die Ankunft von Schiffen, die saftige Schmuggelgeschäfte mit anderen Karibikinseln unterhielten.

500 Jahre nach dem Beginn der Kolonisierung im Gebiet von Trinidad wächst das touristische Potenzial einer Stadt, die von kontrastreichen Landschaften umgeben ist, angesichts derer die auswärtigen Besucher in Entzückung verfallen. Ihre Architektur mit bemerkenswertem hispanischen Einfluss, kreolisiert nach dem Bild und Gleichnis des Kubaners, der sich in seiner Identität behauptete, und ihre so gut erhaltenen Traditionen gesellen sich zum gastfreundlichen und herzlichen Geist der Einwohner. Mehrere Generationen schufen dieses Erbe, das sie, wie es Havannas Stadthistoriker Eusebio Leal ausdrückt, „in ihrem fruchtbaren und exquisiten Landstrich hervorbrachten, wo sich in Familientraditionen und Bräuchen, in Kunst und Handwerk, in echten kulturellen Ausdrucksformen und in zarter Spiritualität ein Teil der unsichtbaren Seele Kubas abgezeichnet hat“.

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