Kreuzfahrt-Boom: hohe Ansprüche an Schiffsärzte
Schiffsärzte werden zunehmend gebraucht, denn die Branche boomt. „2012 hat die Zahl der Kreuzfahrtpassagiere in Europa einen Rekord von 6,1 Millionen erreicht“, berichtet Miriam Lüthje vom deutschen Büro des weltweit größten Kreuzfahrtschiffverbands, der Cruise Lines International Association (CLIA). Je nach Schiffsgröße müsse eine bestimmte Anzahl von Ärzten und Pflegern an Bord sein. In der Regel sei es aber unproblematisch, Ärzte zu gewinnen, da die Einsätze sehr beliebt seien.
Über mangelnde Nachfrage kann sich auch der Gründer der Schiffsarztbörse, Christian Ottomann, nicht beklagen. „Wir haben ungefähr 500 Ärzte in unserem Netzwerk“, erzählt der Lübecker Arzt. Allerdings könne er nur etwa jeden fünften Kollegen vermitteln, da nur die wenigsten die Voraussetzungen erfüllten. Die Ärzte müssen unter anderem bestimmte Krankheitsbilder, medizinisches Englisch, Epidemiologie und Fragen der Quarantäne beherrschen, betont Ottomann, der selbst regelmäßig an Bord arbeitet.
„Die Ärzte müssen entscheiden können, wann sie ein Schiff evakuieren oder Patienten per Hubschrauber abholen lassen“, sagt Ottomann. Diese Rettungsaktionen seien sehr teuer und aufwendig. „Und manchmal ist das Evakuieren bei hohem Seegang gefährlicher, als den Patienten ein paar Tage zu stabilisieren“, berichtet Ottomann.
Einheitliche Qualitätsstandards für die Ausbildung von Schiffsärzten gibt es nicht. Die Deutsche Gesellschaft für Maritime Medizin habe jetzt aber Empfehlungen erarbeitet, berichtet deren Vorsitzender Klaus-Herbert Seidenstücker. Unter anderem halte die Gesellschaft eine notfallmedizinische Ausbildung für notwendig. Da die meisten Krankheiten an Bord die Allgemeine und Innere Medizin beträfen, seien auch hier entsprechende Kenntnisse sinnvoll. Die Empfehlungen sollen demnächst veröffentlicht werden.
Quelle: focus





