Die Alpen, Naturschutz und Tourismus

06 Dezember 2018 2:11pm
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Mit-einem-Hut-über-die-Alpen-fliegen

München - Wie lange kann man in den Alpen noch skifahren? In einem Gebiet, in dem sich die Temperatur doppelt so schnell erhöht wie im Durchschnitt des globalen Klimawandels? Zwanzig, dreißig Jahre, meinen sie jetzt in der Schweiz, könnte der Schnee noch reichen. Das gilt aber auch nur für die höchsten erschließbaren Hänge. Was unter 2600 Metern liegt, hat nach mittlerweile allgemeiner Expertenansicht viel kürzere Überlebensfristen.
Man fährt gewissermaßen auf Sicht. Oder, wie es der Deutsche Alpenverein (DAV) formuliert: In der härter werdenden Konkurrenz der Skigebiete sei ein „Rennen um die Poleposition“ im Gang. Die Tourismuswirtschaft, die Seilbahnbetreiber und die Bauindustrie wollten „so schnell wie möglich noch Erschließungsgenehmigungen kriegen, je größer, umso besser“, so lange es noch gehe und mit gravierenden Folgen für eine ohnehin gefährdete Landschaft.

So sagte es DAV-Vizepräsident Rudi Erlacher am Dienstag bei der Vorstellung einer Kampagne, mit der die Alpenvereine Deutschlands, Österreichs und Südtirols sowohl auf die Schönheit der Berge als auch auf deren Bedrohung hinweisen wollen.

Touristen legten heute größeren Wert auf Nachhaltigkeit

Immerhin: Erlacher und seine Kollegen sehen auch positive Zeichen. Touristen legten heute laut Umfragen größeren Wert auf Nachhaltigkeit; sie wollten „ohne schlechtes Gewissen“ in den Bergen unterwegs sein. Dadurch seien größere Erschließungsmaßnahmen stärker unter Legitimationsdruck geraten als bisher, meint der DAV: „Die gesellschaftliche Akzeptanz naturgefährdender Eingriffe schrumpft.“

Bei einer Umfrage im Kampf ums Riedberger Horn in Allgäu hätten sich 91 Prozent gegen die Aufweichung des bayerischen Alpenschutz-Planes ausgesprochen – und Markus Söder als neuer Ministerpräsident hat das Projekt im Sommer begraben.

Ähnlich scheint die Diskussion in Österreich zu laufen, das bisher (nach Frankreich) als das Zentrum des großindustriellen Skifahrens überhaupt gilt. Bei einer Umfrage der „Tiroler Tageszeitung“ haben sich im November 89 Prozent gegen den geplanten Ausbau der heimischen Skigebiete ausgesprochen – und nach langjährigen Diskussionen hat die von Protesten aus der Bevölkerung eingedeckte schwarz-grüne Landesregierung in Innsbruck am Montag Abend die hochfliegenden Pläne der Seilbahn-Betreiber etwas gebremst.

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