Reisebüro-Inhaber Christian Helbling hat durch die Corona-Krise einen Umsatzverlust von mehr als drei Millionen Euro

07 Mai 2020 5:49pm
Schreiben Caribbean News Digital
Christian-Helbling

Christian Helbling ist aufgewühlt. Verständlich: Durch die Corona-Krise sind ihm mehr als 2.000 Buchungen und ein Umsatz von mehr als drei Millionen Euro weggebrochen. Der Inhaber von sieben Reisebüros, darunter mehrere Sonnenklar.TV-Büros, hat sich nun mit einem Offenen Brief den Frust von der Seele geschrieben. „Ich möchte auf die spezielle und schwierige Situation der Reisebüros aufmerksam machen“, erklärt er gegenüber touristik aktuell. Der Reiseprofi hat das Gefühl, Kunden und Politiker verstehen nicht, in welch besonderen und schwierigen Lage Reisebüros sich befinden.

„Aufgrund der Tatsache, dass wir durch die von der Politik berechtigt getroffenen Maßnahmen unverschuldet in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind, erwarte ich einen Schutzschirm, der über die gesamte Reisebranche gespannt wird“, fordert Helbling. Jedes Büro solle zumindest so viel erhalten, dass ein Überleben gesichert ist. Als mögliche Maßnahme nennt der Reisebüro-Inhaber ein staatliches Soforthilfeprogramm mit nicht rückzahlbaren Beihilfen.

Aber auch die Veranstalter nimmt Helbling in die Pflicht: „Wir können nicht nur von der Politik Hilfen erwarten, sondern müssten auch von den Reiseveranstaltern eine Unterstützung bekommen.“ Die frühzeitige Auszahlung der nicht mehr rückforderungsfähigen Provisionsansprüche nach Buchung wäre optimal, findet Helbling.

Hier lesen Sie den Offenen Brief im Wortlaut:

„Liebe Kunden, liebe Geschäftspartner, Freunde und Bekannte,
mit der Verlängerung der Reisewarnung sind in meinen Reisebüros nunmehr 2.000 Buchungen und ein Umsatz von drei Millionen Euro betroffen. Diese drei Millionen Euro sind das von uns vermittelte Volumen für die Reiseveranstalter, auf das wir oftmals erst nach Monaten getaner Arbeit eine Umsatzprovision erhalten.
Von dieser Provision finanzieren wir unsere gesamten Ausgaben; wir bezahlen die Löhne unserer Mitarbeiter, Versicherungen, Mieten, Steuern, Nebenkosten, Gebühren und Technik.
Diese 2.000 Buchungen werden nun alle storniert.
Die zum Teil erhaltenen Provisionen müssen wir an die Veranstalter zurückbezahlen. Bei den meisten Veranstaltern wird die Provision nach Abreisedatum bezahlt, hierfür erhalten wir nun keine Provision. Das heißt, wir haben die letzten Monate umsonst gearbeitet. Zusätzlich müssen wir nun die Stornierungen ohne eine Vergütung durchführen, obwohl wir mit den Absagen zum zweiten Mal jeden Vorgang bearbeiten müssen.
Wir informieren und beraten, trösten und helfen. Wir müssen Familien erklären, dass ihr lang ersehnter Urlaub ausfällt. Wir werben am Telefon um Verständnis, dass das rüstige Pärchen in den 80ern seine Goldene Hochzeit doch einfach im nächsten Jahr auf den Kanaren feiert. Dabei ist es uns selbst zum Heulen zumute!
Mit Herzblut und großer Leidenschaft vermitteln wir seit fast 26 Jahren unseren Kunden Urlaube zu den schönsten Zielen der Welt. Ich habe mir in dieser Zeit ein solides Business aufgebaut und fördere auch soziale Einrichtungen wie zum Beispiel lokale Sportvereine und bezahle meine Steuern in Deutschland.
Doch nun geht es nicht mehr nur darum, meinen Kunden zu erklären, dass ein Urlaub ausfällt. Als Unternehmer mit 27 Mitarbeitern und sieben Reisebüros habe ich auch eine große soziale Verantwortung.
Stellt Euch vor, ich müsste die Mitarbeiter entlassen oder die Reisebüros für immer schließen. Es wären bloß Zahlen in irgendeiner Statistik, dabei stecken 27 Schicksale und Familien dahinter; Familien, für die ich als Inhaber eine große Mitverantwortung trage.
Jeden Tag beschäftigt mich die Frage, wie kann ich diese Situation lösen? Weshalb der Staat beim Stichwort Touristik sofort an Lufthansa oder TUI denkt und nun auch die Condor kurzerhand zum zweiten Mal mit 550 Millionen Euro vor dem Aus rettet, die 11.000 Reisebüros in Deutschland jedoch alleine gelassen werden?
Uns wurde und wird durch behördliche Anordnungen die Geschäftsgrundlage entzogen und niemand gibt valide Informationen, was die nächsten Schritte sind. Jede Verlängerung der Reisewarnung wirkt wie der Wunsch von Herrn Maas und Co., dass in der Zwischenzeit ein Wunder vom Himmel fällt.
Dabei braucht es solide Konzepte und Maßnahmen verantwortungsvoller Politiker. Stattdessen stellt man sich vor die nächste Kamera und teilt mit, dass man den Urlaub dieses Jahr wohl eher abschreiben solle.
Mit anderen Worten: Wir schreiben eine gesamte Branche ab. Sollen wir auch hier auf ein Wunder warten oder gibt es Pläne, die Touristik zu retten?
Mein Wunsch an die Verantwortlichen in der Politik: Helft uns Reisebüros zu überleben!“

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