Humboldt und Amerika

08 März 2019 1:41pm
Schreiben Caribbean News Digital
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Im Rahmen der Feier zum 250. Geburtstag von Alexander von Humboldt sprach Excelencias mit S. E. Thomas Karl Neisinger, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Kuba.

2019 feiern Deutschland und die Welt den 250. Geburtstag des bemerkenswerten deutschen Wissenschaftlers und Forschers Alexander von Humboldt. Eine ideale Gelegenheit, viele Themen wieder aufzunehmen, für die er heute geehrt wird. Für Kuba ist die Figur des Alexander von Humboldt von großer Bedeutung, da er aufgrund seiner fruchtbringenden Untersuchungen zum „zweiten Entdecker Kubas“ wurde. Aus Anlass der Feierlichkeiten, die auf beiden Kontinenten im Humboldt-Jahr stattfinden, sprach Excelencias mit S. E. Thomas Karl Neisinger, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland auf der Insel.

Denken Sie 250 Jahre nach der Geburt von Alexander von Humboldt, dass seine Figur in Deutschland und in der ganzen Welt ausreichend wertgeschätzt wird?

Alexander von Humboldt ist einer der wichtigsten Wissenschaftler seiner Zeit. In vieler Hinsicht war erseiner Zeit voraus. Heute sind viele seiner Werke noch immer so wichtig und aktuell wie zum Zeitpunkt seines Aufenthalts in Kuba in den Jahren 1800-1801 und 1804. Vor 200 Jahren dachte und arbeitete er bereits auf Netzwerkebene und in vielen Wissensbereichen, wie zum Beispiel dem Umweltschutz, war er ein Visionär.

Er war kein Revolutionär, verurteilte jedoch den Missbrauch der Macht und die Ungerechtigkeit in einer für diesen Kontext revolutionären Weise. Er war ein erbitterter Feind der Sklaverei. So ist es nicht überraschend, dass sein „Politischer Aufsatz über die Insel Kuba“ nach dessen Übersetzung ins Spanische 1827 per Dekret verboten wurde. Dieser wichtige Beitrag zur Debatte über die politische und soziale Entwicklung der westlichen Hemisphäre wurde jedoch zu einer der meist zitierten Quellen zu Kuba im 19. Jahrhundert.

In Deutschland stand Alexander vielleicht ein wenig im Schatten seines Bruders Wilhelm, dem Gründer der Humboldt- Universität zu Berlin. Aber gerade im Jubiläumsjahr 2019 treten die breite Themenvielfalt und der fortschrittliche Charakter seiner Ideen klar zutage. Ich bin überzeugt, dass sein Ruhm in diesem besonderen Jahr enorm wachsen wird, nicht nur in Deutschland und Kuba, sondern auch in allen lateinamerikanischen Ländern, in denen er seine Spuren hinterlassen hat.

Welche Aktionen werden im Laufe des Jahres 2019 zur Begehung des Humboldt-Jahres entwickelt? Welche Projekte stechen in  dieser Kampagne hervor?

Das 250-jährige Jubiläum des großen Gelehrten Alexander von Humboldt bietet eine ideale Gelegenheit, viele Themen wieder aufzunehmen, für die er heute geehrt wird. Er gilt als Vorreiter der globalen Zusammenarbeit und der interdisziplinären Forschung. Er ist ein Symbol der Gedankenfreiheit und Toleranz. Er beschäftigte sich mit Fragen des Umweltschutzes, der Zukunftsforschung und gesellschaftspolitischen Fragen, die bis heute aktuell sind. Er arbeitete nicht im Auftrag Dritter, sondern stellte alle seine persönlichen Ressourcen in den Dienst der wissenschaftlichen Forschung, bis diese völlig erschöpft waren.

Daher sollte sich die Humboldt-Kampagne für die gesamte Region auf die folgenden zentralen Themen konzentrieren:
 

- Kosmos (Natur, Mensch, Klimawandel, Umweltschutz, Zukunftsforschung)
 

- Kartografie (Territorium, Nation, Kolonien, Migration, Globalisierung, Menschenrechte) und
 

- Netzwerke (internationale Treffen und Konnektivität)
 

In dieser Hinsicht wird es verschiedene Veranstaltungsformate wie Ideenwettbewerbe, Konferenzen,  Konzerte, Publikationen, Ausstellungen usw. geben. Neben dem Goethe-Institut als Projektleiter für das Humboldt-Jahr 2019 werden andere deutsche Organisationen wie auch der in Havanna vertretene DAAD mit eigenen Veranstaltungen das Jahr gestalten.

Wir wissen, dass das Ereignis auch in mehreren lateinamerikanischen Ländern gefeiert wird, in denen die Spuren Humboldts sehr bedeutend sind, beispielsweise in Mexiko, Kolumbien, Peru und Kuba. Auf welche Weise schließen sich diese Nationen den Feierlichkeiten an?

Alexander von Humboldt war sich immer der wirtschaftlichen, historischen, kulturellen und politischen Verflechtungdes karibischen und lateinamerikanischen Raums bewusst. Deshalb ist es kein Zufall, dass die Devise des Humboldt-Jahrs „Humboldt und Amerika“ lautet. Auf beiden Kontinenten wird gefeiert. Sowohl in Deutschland als auch in den lateinamerikanischen Ländern, in denen seine Arbeit zu spüren war, wird es viele Aktivitäten wie Ausstellungen, Konferenzreisen, Symposien und festliche Veranstaltungen geben.

So wollen wir die grenzüberschreitende Dimension seiner Arbeit hervorheben. Seine Forschungen waren auch ein Zeichen der Solidarität mit der Region und des aktiven Friedensdienstes. Wir werden dies durch Veranstaltungen in der gesamten Region deutlich machen.

Was insbesondere Kuba angeht, welche Vorhaben hat die deutsche Botschaft auf der Insel geplant? Wie können sich die Kubaner diesem wohlverdienten Tribut anschließen?

Der Einfluss von Humboldts Werk auf die Entwicklung Kubas ist bis heute nicht vollständig dokumentiert und aufgearbeitet. Für uns war und ist es wichtig, gemeinsame Projekte mit den Vertretern der kubanischen Seite zu konzipieren, zu koordinieren und durchzuführen. Wir hoffen, dass die Aktivitäten im Rahmen des Humboldt-Jahres 2019 dazu beitragen können, das Wissen über sein Handeln und seinen Einfluss sowohl in Kuba als auch in Deutschland zu vertiefen.

Unsere zentralen Projekte sind daher die Eröffnung einer Dauerausstellung über Leben und Werk Alexander von Humboldts, die wir gemeinsam mit dem Büro des Stadthistorikers vornehmen. Dafür wird das von Kuba restaurierte Humboldt-Haus den historisch bedeutsamen und architektonisch würdigen Rahmen bieten. Die Ausstellung wird das touristische Angebot der Stadt Havanna in ihrem 500-jährigen Jubiläum bereichern.

Darüber hinaus soll ein Humboldt-Zentrum eingerichtet werden, das sich im Humboldt-Haus selbst der wissenschaftlichen Erforschung des umfangreichen Handschriftenerbes des deutschen Forschers widmen wird. Experten aus beiden Ländern werden versuchen, die gesamten Werke des deutschen Gelehrten und auch das kubanische Nationalerbe jener Zeit zu digitalisieren. Die Ergebnisse werden der wissenschaftlichen Welt zur Verfügung stehen. Ebenso wird es mehrere internationale wissenschaftliche Veranstaltungen geben, die die ewigen Verdienste und die zukunfsgerichtete Orientierung von Alexander von Humboldt beschreiben und der Wissenschaft neue Impulse verleihen werden.

Was ist Ihr persönlicher Wunsch für das Humboldt-Jahr?

Ich freue mich sehr über das große Interesse, das in Kuba an Humboldt besteht und es würde mir sehr gefallen, wenn nicht nur der wissenschaftliche Wert seiner Arbeit, sondern auch die großen menschlichen Qualitäten dieses vorbildlichen Forschers herausgestellt würden. Er sah seine Arbeit nicht als Möglichkeit, Karriere zu machen. Er dachte und arbeitete immer im Dienste der Freundschaft zwischen den Völkern und der Überwindung der Interessengegensätze und sorgte sich außerdem um die Zukunft des Planeten. In diesem Sinne hat er uns trotz der großen Zeitspanne, die uns von seiner Zeit trennt, noch viel zu sagen.

Die im Humboldt-Jahr 2019 geplanten Aktivitäten bieten Deutschen und Kubanern hervorragende Möglichkeiten, sich im Geiste Humboldts zu vereinen. Ich lade alle Kubaner herzlich ein, aktiv daran teilzunehmen.

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